Agrarlandschaftsforschung ist darauf angewiesen, abiotische und biotische Prozesse und Interaktionen, deren Einflussfaktoren und Auswirkungen unter realen Bedingungen zu erforschen. Das kann nur in enger Abstimmung und in Zusammenarbeit mit Landwirt*innen und anderen Akteuren im ländlichen Raum erfolgen.
Diverse Projekte finden direkt auf den Flächen der Landwirte im Quillow Catchment statt. Hier werden unterschiedlichste Messgeräte installiert. Es werden Pflanzen- Tier- und Bodenproben gesammelt, Daten der Ertragsbildung erhoben und mikroklimatische Messungen durchgeführt. Rund 10 Landwirte mit 10.000 ha bewirtschafteter Ackerfläche sind so seit 2000 in die Arbeit im ASLQ involviert.
Erfahrungsberichte
Dr. Marina Müller über die langjährige Zusammenarbeit zwischen Landwirt*innen und Zalf-Wissenschaftler*innen
Aus der Erfahrung mehrerer Projekte in den letzten 10 Jahren im ASLQ (u.a. BioMove, BBIB, IPP SWBTrans, VolCorn) erfordert solch ein Arbeiten sehr viel Kommunikation, viel Verständnis füreinander, sehr viel Geduld im Umgang miteinander und immer wieder die gegenseitige Information über Pläne, Absichten und Experimente. Dabei gibt es nicht den einen „richtigen“ Weg, sondern wir haben erfahren, dass wir uns unseren Partnern im ASLQ in unterschiedlicher Weise annähern müssen. Die dort tätigen Landwirt*innen und Agrargenossenschaften haben sehr vielfältige Interessen und Ansprüche an solch eine Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern. Einige sehen ungern das Betreten ihrer Flächen von „so vielen Leuten“ wegen der Ruhestörung der Tiere, andere stellen mit großem Interesse ihre Flächen zur Verfügung unter der Voraussetzung, dass kein Equipment ihre Bearbeitungsprozesse stört. Viele stellen in der etwas ruhigen Winterzeit einige ihrer Daten zur Bewirtschaftung, Fruchtfolge, Bodeneigenschaften usw. zur Verfügung. Ansonsten gibt es oft ein nettes Gespräch am Feldrand, mal die Frage „Was macht Ihr da?“, vor allem wenn auffällige Gerätschaften im Feld stehen.
Wir haben uns oft projektübergreifend abgesprochen und zu Saisonbeginn einen ausführlichen Brief an alle Landwirt*innen im ASLQ geschrieben, in dem wir die Pläne des jeweiligen Jahres genau erläutern und hoffen, damit eine gute Basis für diese Zusammenarbeit zu geben. Allerdings merken wir auch ein zunehmendes Interesse einiger Landwirte an unseren Feldstudien und diese haben wir verstärkt auch in unsere Auswertungen einbezogen. Neben dem Angebot von längeren Gesprächen und Treffen zur Übersicht über unsere Experimente und Ergebnisse versuchen wir auch, in regionalen Veröffentlichungen die Menschen der Region zu erreichen (z.B. siehe Unkenpost 3/20). Eine weitere Initiative – vor allem als Dankeschön an die Landwirte – ist das von uns entwickelte Zertifikat „Partner der Wissenschaft“, mit dem wir in diesem Jahr z.B. Christoph Graf von Schlippenbach auf dem Gut Raakow für seine tolle Zusammenarbeit in verschiedenen Projekten geehrt haben (siehe Beitrag im Uckerkurier). Wir wollen mit den Landwirten gemeinsam nach Lösungen für wichtige Fragen der Agrar-Umwelt-Gestaltung suchen, dabei aber die anderen Akteure wie Jäger, Umweltverbände und Behörden einbeziehen. Das gelingt nur in einem geduldigen, offenen und intensiven Dialog. Wir arbeiten daran seit 10 Jahren, kennen die noch offenen Probleme und sind stolz auf unseren bisherigen gemeinsamen Weg.
Dr. Katja Kramp zum Projekt Krumensenke
Im Projekt „Krumensenke“ wird untersucht, ob es möglich ist, durch die Weiterentwicklung der sogenannten meliorativen, partiellen Krumenvertiefung,
- (i) die Flüsse der Treibhausgase CO2, CH4 und N2O und die daraus resultierende Klimawirkung zu verringern,
- (ii) die zusätzliche C- und N-Speicherung in Böden zu erhöhen, sowie
- (iii) die Pflanzenentwicklung und den Ertrag beim Anbau nachwachsender Rohstoffe zu sichern.
Dies wird sowohl im Rahmen eines Modellexperiments im ZALF-Landschaftslabor und der Portalkrananlage in der Uckermark als auch in einem Pilotexperiment auf einer Praxisfläche der kuppigen Grundmoränenlandschaft Nordostdeutschlands untersucht.
Zur Überprüfung der positiven Ertrags- und Klimawirkungen wurden auf Praxisflächen von Landwirten im Quillowgebiet Streifenversuche mit und ohne partieller Krumenvertiefung (pKV) angelegt. Mittels hochmoderner Drohnen erfolgt dort eine jährliche Ertragserfassung sowie ein dauerhaftes Monitoring der Kohlenstoffgehalte im Pflughorizont. Ebenso werden historische pKV-Versuche analysiert um die Nachhaltigkeit der C-Speicherung über Dekaden zu verifizieren. Auf Feldtagen der ZALF-Forschungsstation in Dedelow werden die Ergebnisse vorgestellt und mit Praktikern diskutiert.